Mit der Ukraine-Analysen Nr. 320 vom 3. November 2025 zum Thema „Russlands Krieg gegen die Ukraine und Kriegsverbrechen“ sowie der paralell erschienen 15. Ausgabe des englischsprachigen Ukrainian Analytical Digest verantwortet unsere wissenschaftliche Referentin für ukrainisches Recht, Antje Himmelreich, als Gastherausgeberin eine Ausgabe, die juristische, politische und menschenrechtliche Perspektiven zur Aufarbeitung schwerster Völkerrechtsverbrechen bündelt. Die Ausgabe ist über die Webseite der Ukraine-Analysen abrufbar. Das englischsprachige Pendant wird über die Webseite des Center for Security Studies der ETH Zürich bereitsgestellt.
Beiträge der Ausgabe
Die von Antje Himmelreich eingeleitete Ausgabe führt ausgewiesene Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis zusammen:
- Antje Himmelreich eröffnet die Ausgabe mit einem Editorial und ordnet die aktuellen Diskussionen um Kriegsverbrechen, internationale Zuständigkeiten und innerukrainische Rechtsreformen ein.
- Prof. Dr. Rainer Wedde (Wiesbaden Business School; Vorstandsmitglied der Deutsch-Ukrainischen Juristenvereinigung, Co-Leiter der Fachgruppe Recht der DGO) analysiert in „Kriegsverbrechen vor Gericht: Braucht es ein Sondertribunal für das Verbrechen der Aggression?“ die völkerstrafrechtlichen Optionen zur Ahndung des Angriffskriegs gegen die Ukraine und diskutiert die Rolle eines möglichen Sondertribunals im Gefüge bestehender Institutionen.
- Yevhen Pysmenskyy (Prorektor für Forschung an der King-Danylo-Universität, Iwano-Frankiwsk), der auch am IOR-Projekt „Restorative Justice in der Ukraine“ mitwirkte, beleuchtet in „Kriegsverbrechen im Visier der ukrainischen Strafjustiz“ die Entwicklungen der ukrainischen Ermittlungs- und Strafverfolgungspraxis und deren Bedeutung für Glaubwürdigkeit und Effektivität des Rechtsstaats in Kriegszeiten.
- Prof. Dr. Tetyana Vilchyk (Nationale Jaroslaw-Mudryj-Universität Charkiw; Hochschule RheinMain, Wiesbaden) untersucht in „Modernisierung des ukrainischen Strafprozessrechts zum Umgang mit Kriegsverbrechen“ die notwendigen prozessualen Anpassungen, um Massenverbrechen rechtsstaatlich, effizient und opferorientiert aufarbeiten zu können.
- Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Küpper (Geschäftsführer des Instituts für Ostrecht), zeigt im Kommentar „Hindert die mangelhafte rechtliche Bewältigung sowjetischen Staatsunrechts die Ukraine bei der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen?“, wie historische Defizite in der juristischen Aufarbeitung von Repressionsverbrechen die aktuelle Bewältigung russischer Kriegsverbrechen beeinflussen – und welche Reformen daraus folgen.
- Dr. Kateryna Busol (Nationalen Universität Kyjiw-Mohyla-Akademie; British Institute of International and Comparative Law, London) analysiert in ihrem Kommentar „Folter als Methode in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine“ systematische Folterpraktiken als Teil der russischen Kriegsführung und die völkerrechtlichen Konsequenzen.
- Lea Nina Sophia Pheiffer (M.A.-Studentin European Studies, Universität Regensburg; studentische Hilfskraft am „Denkraum Ukraine“) diskutiert in „Ökozid in der Ukraine: Verbrechen oder Kollateralschaden?“ die umweltrechtlichen Dimensionen des Krieges und die Frage, inwieweit gezielte Umweltzerstörung strafrechtlich als internationales Verbrechen zu fassen ist.
- Anhelina Hrytsei (Truth Hounds; Praktikantin an der Forschungsstelle Osteuropa, Universität Bremen) widmet sich im Kommentar „Rettungskräfte im Visier: Russlands gezielte ‚Double-Tap‘-Angriffe auf Notfalleinsätze“ den Angriffen auf Rettungs- und Hilfskräfte und deren Einordnung als Kriegsverbrechen. Ihr Beitrag unterstreicht zugleich die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Dokumentation für künftige Strafverfolgung.
Die Ausgabe verdeutlicht in ihrer Gesamtschau, wie eng Fragen der Verantwortlichkeit für Kriegsverbrechen mit innerstaatlichen Reformen, internationalen Gerichtsstrukturen, historischer Aufarbeitung, Menschenrechtsschutz und Umweltschutz verflochten sind – und wie stark Wissenschaftler:innen sowie Praktiker:innen aus der Ukraine und Deutschland gemeinsam an diesen Themen arbeiten.

Was sind die Ukraine-Analysen?
Die Ukraine-Analysen sind Teil der etablierten Reihe der Länder-Analysen, die seit vielen Jahren fundierte, allgemein verständlich aufbereitete Expertise zu politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklungen in Ostmitteleuropa, Osteuropa und Zentralasien im kostenlosen Abonnement bereitstellen.
Die deutschsprachigen Länder-Analysen -und damit auch die Ukraine-Analysen- werden gemeinsam herausgegeben von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, dem Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS), der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO), dem Deutschen Polen-Institut, dem Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) und dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS).
Seit 2003 (Russland-Analysen) wurde das Spektrum sukzessive um Ukraine-Analysen, Polen-Analysen, Zentralasien-Analysen und Belarus-Analysen erweitert und bildet heute ein gemeinsames Projekt, das auf wissenschaftlicher Qualität, Pluralität der Perspektiven, Nicht-Kommerzialisierung und freiem Zugang für eine breite interessierte Öffentlichkeit beruht.
Mit der Gastherausgeberschaft von Antje Himmelreich in der Nr. 320 unterstreicht das Institut für Ostrecht seine aktive Rolle in der internationalen Debatte um die juristische Aufarbeitung von Kriegsverbrechen in der Ukraine und die Stärkung eines rechtsstaatlich fundierten, opferorientierten Umgangs mit den Folgen des russischen Angriffskrieges.
















