Vergangene Woche besuchte Professor Alisher Umirdinov, Associate Professor an der Nagoya University of Economics (Law School), Japan, das Institut für Ostrecht in Regensburg. Professor Umirdinov, der ursprünglich aus Usbekistan stammt und an der Tashkent State University of Law (TSUL) studierte, befindet sich derzeit in Europa, um unter anderem seinen Beitrag zum Buchprojekt der Nagoya University of Economics zum Thema „Legal Ordering, Lawyers, and Globalization in the Shadow of Soviet Empire“ voranzutreiben.
Dieses ambitionierte Buchprojekt, das in Zusammenarbeit mit internationalen Experten durchgeführt wird, untersucht die Transformation des rechtlichen Denkens und der Juristenausbildung in post-sowjetischen Ländern. Im Fokus stehen dabei Länder wie Usbekistan, Aserbaidschan und Tadschikistan. Professor Umirdinov bearbeitet den Länderbericht zu Usbekistan, während Beiträge zu anderen Ländern unter anderem von Prof. Dr. Azar Aliyev von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Dr. Manuchehr Kudratov beigesteuert werden.
Während seines Aufenthalts am Institut für Ostrecht stellte Professor Umirdinov seine bisherigen Forschungsergebnisse zu Usbekistan vor. Sein Vortrag konzentrierte sich auf die Transformation der Juristenausbildung seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und basierte auf sieben Leitfragen, die er durch umfangreiche Interviews in Usbekistan beantwortete. Diese Fragen umfassten Themen wie die Veränderung der juristischen Ausbildung seit der Unabhängigkeit, den Einfluss der sowjetischen Vergangenheit auf das gegenwärtige Rechtssystem und die Art und Weise, wie die neue Generation von Juristen mit den übertragenen Rechtsregeln umgeht.
Die Diskussionen mit den anwesenden Wissenschaftlern und Forscherinnen des Instituts für Ostrecht waren intensiv und fruchtbar. Neben Professor Umirdinov nahmen Nargiza Ramazonova und Utkirbek Kholmirzaev, beide Stipendiaten der VolkswagenStiftung, sowie Antje Himmelreich, wissenschaftliche Referentin für den post-sowjetischen Raum, und Dr. Oleksandr Kovalyshyn, EU-Forscher im Rahmen des Programms MSCA4Ukraine, an dem Treffen teil.
Der Besuch von Professor Umirdinov fand vor dem Hintergrund einer bereits bestehenden Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Ostrecht und der Tashkent State University of Law (TSUL) statt. Im September 2023 wurde ein Zentrum für deutsches Recht und Rechtsvergleichung an der TSUL eingerichtet. Zudem wird an der TSUL mit finanzieller Unterstützung des DAAD ein deutschsprachiger Studiengang „Deutsches Recht und Rechtsvergleichung“ durchgeführt, der von der Universität Regensburg geleitet wird.
Das Institut für Ostrecht profitiert auch von der von der VolkswagenStiftung geförderten Nachwuchsforschungsgruppe „Rechtstransfer und Rechtsentwicklung in Zentralasien“, mit der das IOR im Austausch steht. Diese Forschungsgruppe, die sich mit den rechtlichen Entwicklungen in Zentralasien beschäftigt, ermöglicht es jungen Wissenschaftlern aus Usbekistan, ihre Forschung in Regensburg fortzusetzen und zu vertiefen.
Der Vortrag von Professor Umirdinov und die anschließende Diskussion boten wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Chancen der juristischen Ausbildung in Usbekistan und anderen post-sowjetischen Staaten. Die präsentierten Forschungsergebnisse tragen wesentlich zum Verständnis der komplexen Transformationen in diesen Rechtsordnungen bei und leisten einen wichtigen Beitrag zum übergreifenden Buchprojekt.
Das Buchprojekt selbst thematisiert die langsame Veränderung der Anwendungspraxis von Gesetzen und Rechtsinstituten in post-sowjetischen Staaten. Es untersucht, wie Juristen und Juraprofessoren in Ländern wie Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Aserbaidschan und der Mongolei die Transformation des rechtlichen Denkens und der juristischen Ausbildung seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wahrnehmen und gestalten. Ein zentrales Anliegen des Buches ist es, zu verstehen, wie die alten und neuen Generationen von Juristen die übertragenen Rechtsregeln und -lehren in der Praxis annehmen, anpassen oder ablehnen, um ihre Interessen zu fördern.
Wir bedanken uns herzlich bei Professor Umirdinov für seinen Besuch und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit im Rahmen des Buchprojekts sowie auf zukünftige Forschungsinitiativen.