Vom 26. bis 28. Juni 2025 nahm unser Geschäftsführer Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Küpper an der 17. Tagung der Societas Iuris Publici Europaei (SIPE) in Brno, Tschechische Republik, teil, die in diesem Jahr unter dem Leitmotiv „100 Jahre Rechtsstaat im Alltag: Vom österreichischen Allgemeinen Verwaltungsverfahrensgesetz zum europäischen Verwaltungsverfahren“ stand. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des öffentlichen Rechts aus ganz Europa beleuchteten dort die Entwicklungslinien, die von der „Mutter“ aller Verfahrensgesetze – dem österreichischen AVG von 1925 – bis zu den aktuellen Bestrebungen für ein kohärentes europäisches Verwaltungsverfahren führen. Schon der Auftakt der Tagung am 26. Juni setzte einen besonderen Akzent: Das „Atelier junger Wissenschaftler“ fand dank der Gastfreundschaft des tschechischen Verfassungsgerichts im historischen Sitzungssaal statt und wurde diesmal von Prof. Küpper geleitet.






Die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler diskutierten dort das Verwaltungsverfahren unter dem Einfluss der Verfassung und des europäischen Rechts. Radislav Bražina von der Masaryk‑Universität Brünn untersuchte, wie europäische Vorgaben und verfassungsrechtliche Grundsätze automatisierte Entscheidungen im Zuge der digitalen Transformation prägen. Mathias Honer (Europa‑Universität Viadrina) und Tobias Rudloff (Bucerius Law School) warfen einen vergleichenden Blick auf die Eigenständigkeit des Verwaltungsverfahrensrechts, während Elisabeth Paar von der Universität Graz die Balance zwischen traditionellen Prinzipien und neuen Regulierungsansätzen im Lichte der Digitalisierung analysierte. Torvald Larsson von der Universität Lund schließlich stellte dar, wie das schwedische Verwaltungsverfahrensgesetz das Leitbild einer „Good Administration“ umzusetzen sucht. Die lebhaften Diskussionen zeigten, dass Digitalisierung, Automatisierung und europäische Integration nicht nur technische, sondern zutiefst rechtsstaatliche Fragen aufwerfen.




Im weiteren Verlauf der Tagung schlossen sich an das Atelier junger Wissenschaftler mehrere Vortrags‑ und Diskussionsrunden an, in denen die Teilnehmenden den Weg vom österreichischen AVG von 1925 hin zu heutigen europäischen Verfahrensstandards nachzeichneten. Ohne dabei auf detaillierte Einzelfälle einzugehen, rückten sie zentrale Leitfragen in den Mittelpunkt: Welche Elemente des historischen Modells haben sich bewährt, wo besteht Reformbedarf, und welche Impulse geben aktuelle europäische Entwicklungen? Damit blieb die Tagung ganz im Zeichen ihres Leitmotivs, das hundertjährige Erbe des Verwaltungsverfahrensrechts im Lichte zeitgenössischer Herausforderungen zu beleuchten – ohne den Blick für die gemeinsamen Grundlagen des Rechtsstaatsprinzips zu verlieren.