„Die Wiederentdeckung westlicher Rechtstraditionen in der Ukraine – Perspektiven für die Entwicklung einer modernen Rechtskultur“

Stanislaus Dniestrzanski, Eugen Ehrlich und Roman Longchamps de Berier

Projekt gefördert vom DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amts im Rahmen des Programms: „Ost-West-Dialog“.

Das IOR München führt in Zusammenarbeit mit dem ELSI Osnabrück im Jahr 2018 das Projekt „Die Wiederentdeckung westlicher Rechtstraditionen in der Ukraine – Perspektiven für die Entwicklung einer modernen Rechtskultur“ durch. Dieses Projekt stellt sich die Aufgabe, der heutigen ukrainischen juristischen Forschung und Lehre das Werk exzellenter Juristen wieder zugänglich zu machen, die u.a. als Professoren an Fakultäten in der heutigen Westukraine am Ende des 19. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts tätig waren.

In dieser Zeit war die rechtswissenschaftliche Forschungslandschaft vor allem im Westen der heutigen Ukraine, geprägt von einer selbstverständlichen Verflechtung und einem wissenschaftlichen Austausch mit den rechtlichen Entwicklungen in Westeuropa, z.B. Deutschland, Österreich und der Schweiz, die auf dem Gebiet des Privatrechts gerade ihre Kodifikationen abgeschlossen hatten, aber auch Frankreich, Italien u.a. Ländern. Diese wissenschaftliche Verwurzelung der ukrainischen Jurisprudenz in der westlichen Tradition soll im Rahmen des Projekts wieder in das Bewusstsein der ukrainischen juristischen Öffentlichkeit gerückt werden. Vor allem Studenten und junge Wissenschaftler sollen sich mit den juristischen Theorien, Lehrmeinungen und dem Schaffen ausgewählter Vertreter, die für die Weltoffenheit und den akademischen Austausch in diesen Jahren standen, beschäftigen und sollen damit ausgehend von dieser Kenntnis aus den Arbeiten dieser Personen auch Lösungen für gegenwärtige, rechtliche Probleme, die in der Ukraine noch nicht ausreichend dogmatisch erfasst sind, entwickeln z.B. im Zivilrecht im Bereich des Schuldrechts.

Stanislaus Dniestrzanski, Eugen Ehrlich und Roman Longchamps de Berier bieten als Repräsentanten dieser Tradition ein breites juristisches Schaffen, das eben diese Voraussetzungen erfüllt. Die Auswahl des Werkes dieser Vertreter aus der großen Anzahl von Personen, die in der gewählten Epoche zur akademischen Gemeinschaft zählten, erklärt sich aus den durch sie behandelten rechtsdogmatischen, rechtstheoretischen und rechtssoziologischen Fragestellungen, die weiterhin (nicht nur, aber auch) in der Ukraine aktuell sind, und sich für ein studentisches Seminar besonders gut eignen. Zudem wurde das Werk dieser Juristen international rezipiert, ihr Wirkungsfeld geht weit über die Länder der Ukraine, Polen und Deutschlands hinaus. Außerdem wurden hiermit drei unterschiedlichen Nationalitäten zugehörige Personen ausgewählt – Stanislaus Dniestrzanski zählte sich zu den Ruthenen (Ukrainern), Eugen Ehrlich fühlte sich der österreichisch bzw. deutschen Kultur zugehörig und Roman Longchamps de Berier war Pole – die insofern auch die multikulturelle Realität der Epoche und der Region wiederspiegelt, die von ihnen, insbesondere von Eugen Ehrlich, auch in ihrem Werk thematisiert wurde.

Im Rahmen des Projekts finden eine Konferenz in Lemberg sowie ein Seminar in Ternopil statt.