Wissenschaftliche Übersetzung der russischen Verfassung mit ihren aktuellen Änderungen

2020 erfuhr die russische Verfassung die tiefgreifendsten Änderungen seit ihrem Erlass 1993. Da mit diesen Änderungen ein zumindest teilweiser Paradigmenwechsel des russischen Konsti­tutionalismus verbunden ist, erfuhren sie auch im deutschen Sprachraum eine große politische, media­le und wissenschaftliche Aufmerksamkeit. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass die wissenschaftliche Forschung und die juristische Praxis, aber auch die Akteure in Politik und Wirtschaft auf eine solide und verlässliche deutsche Textfassung der neuen Verfassung zurückgreifen können.

Um der Öffentlichkeit eine wissenschaftlich fundierte deutschspra­chige Ausgabe der russischen Verfassung in ihrer seit 2020 geltenden Fassung zur Verfügung zu stellen, hat das Institut für Ostrecht sie übersetzt. Unter der wissenschaftlichen Aufsicht von Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Küpper und Wissenschaftl. Referentin Antje Himmel­reich führte Dipl.-Übersetzerin Irina Adam die Übersetzung durch und erstellte den begleitenden Fußnotenapparat.

Die Übersetzung der russischen Verfassung ins Deutsche ist der Auftakt für ein beabsichtigtes, größer angelegtes Projekt. Das IOR will 2021 mit dem Aufbau einer Datenbank beginnen, die verfassungs­rechtlich relevante Texte aus dem postsowjetischen Raum auf wissenschaftlichem Niveau übersetzt und somit für die deutschsprachige Forschung und Rechtspraxis zur Verfügung stellt. Projektpartner sind die Juristische Graduiertenschule der Universität Nagoya und das dortige Centre for Asian Legal Exchange, mit dem das IOR seit vielen Jahren in Kooperationsbeziehungen steht, und die Universität Melbourne. Die Projektpartner sorgen für parallele Übersetzungen der Texte ins Englische und Japani­sche. Angestrebt wird eine gemeinsame Datenbank, die für die internationale Forschung zugänglich ist und dieser eine Beschäftigung mit dem postsowjetischen Konstitutionalismus auch ohne vertiefte Rus­sischkenntnisse ermöglicht. Die notwendigen Projektmittel will jeder Partner in seinem Land einwer­ben.

In den deutschsprachigen Teil des Übersetzungsprojekts soll auch die Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien der Universität Regensburg einbezogen werden. Studierende und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler können an der praktischen Übersetzungsarbeit teilnehmen, um Praxis in juristischer Fachübersetzung zu erwerben. Eine perspektivisch angedachte Erweiterung der Übersetzungsdatenbank um historische Verfassungsdokumente wird in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg durchgeführt werden.

Zum Text der Verfassungsübersetzung.